Innovation ist ein zentraler Motor, um Wirtschaftskrisen zu überwinden. Innovationsmanagement kann rasch Antworten auf die aktuellen Herausforderungen liefern und die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen fördern.
Die aktuelle Wirtschaftskrise trifft Deutschland und Österreich besonders hart. Die Voraussagen von Wirtschaftsforschern liefern kaum Aufbruchsstimmung. In Unternehmen fehlt es an Ressourcen und oft auch am Mut der Führungskräfte, um sich über Innovationsprozesse aus der Krise zu navigieren.
An dieser Stelle kann eine Open Innovation Strategie helfen: Open Innovation mobilisiert zusätzliche Wissensressourcen außerhalb des Unternehmens, schafft einen Geschwindigkeitsvorteil und holt zukünftige Kund:innenwünsche an die Oberfläche.
Aber bewirkt diese Öffnung nicht eine Spur zu viel Transparenz für die eigene Unternehmenszukunft? „Was passiert, wenn unser Know-how damit abfließt und wir unser wertvolles Wissen verlieren?“
Diese Fragen sind Klassiker, die bei jedem Open Innovation Projekt zuerst am Tisch liegen. Der Umgang mit Wissen in Unternehmen ist ein heikles Thema. Die Erfahrung zeigt, dass Unternehmen mit wenig Wissen dazu neigen, ihre Türen eher geschlossen zu halten, während innovationsstarke Unternehmen Vernetzung und Feedback suchen.
Grundsätzlich sollte es in jedem Unternehmen eine Strategie für den Umgang mit Wissen geben. Das beginnt bei der Gestaltung von unternehmensübergreifenden Wertschöpfungsketten und sollte auch eine formelle Ausgestaltung in Kooperationsvereinbarungen, Geheimhaltungserklärungen und Schutzrechten erhalten.
Bei Open Innovation ist nicht „alles Open“, sondern es braucht klare Spielregeln, damit alle mit einem guten Gefühl dabei sein können. Die Bereitschaft mit externen Partner:innen zusammenzuarbeiten, ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Vor allem große Unternehmen haben erkannt, dass sie mit der Innovationsgeschwindigkeit von Startups kaum mithalten können und diese mit etwas Glück zu ernsthaften Konkurrent:innen werden könnten.
Je nach Offenheit, Reichweite und Anzahl von Akteur:innen kann es sinnvoll sein, unterschiedliche Interaktionsmodelle einzusetzen. Grundsätzlich kann Open Innovation in persönlicher Form, z.B. mittels Workshops oder mittels digitaler Interaktion stattfinden.
Die persönliche Form ermöglicht es sehr vertraute Personen im selben Raum zu treffen und mittels Brainstormings an Ideen zu arbeiten. Eines der spannendsten und (meist) sehr offenen Formate sind Barcamps. Dieses Format kommt aber auch in geschlossenen Gruppen in Unternehmen immer öfter zur Anwendung.
Im digitalen Austausch kommt in vielen Fällen das Crowdsourcing-Format zum Einsatz. Man sucht hohe Vielfalt und meist auch hohe Reichweite, um unterschiedliche Impulse abzuholen. Die „Crowd“ arbeitet an Ideen, gibt Feedback und kann sich digital dauerhaft vernetzen. In naher Zukunft werden Marken, die über große Kundengruppen verfügen, eigene Crowds aufbauen. Die lineare Liste von Kund:innen wird damit in ein „hochvernetztes Brain“ rund um die eigene Marke transformiert. Damit entstehen neue Ressourcen und Möglichkeiten.
Wer keine eigene Community aufbauen will, kann auch auf bestehende Plattformen zugreifen, um von dort Impulse abzuholen. Im EDIH Crowd in Motion (als einer von 151 European Digital Innovation Hubs) stehen drei Open Innovation Plattformen mit mehreren tausend kreativen Usern zur Verfügung. Zusätzlich zur Kreativphase, wo es um das Ideen-Crowdsourcing geht, werden im EDIH auch moderne Finanzierungsformen mittels Crowdfunding angeboten.
Je nach Branche und Zielsetzung lassen sich unterschiedliche Vorteile generieren. Drei davon sind in allen Projekten zu beobachten:
Wenn das Auftragsbuch leer bleibt, kann das unterschiedliche Gründe haben. Je nach Position in einem Wertschöpfungsprozess wird man näher oder weiter von der Ursache entfernt sein. Wer die Ursache für die eigene Situation kennt, kann aber an Lösungen arbeiten. Insofern ist das Feedback von Kund:innen extrem wichtig, auch wenn diese ein „paar Hügel“ weiter weg vom eigenen Einflussbereich sind. Daraus können eventuell kleine Änderungen abgeleitet werden, die helfen, Großes zu bewirken. Mittelfristig kann damit auch die Resilienz und Agilität des Unternehmens gesteigert werden.
Die digitale Interaktion auf einer Innovationsplattform fördert Persönlichkeitsprofile zutage, die für ein Unternehmen im Recruiting interessant sein können. Damit kann neues Wissen in das Unternehmen geholt werden. Im Sinne von „Fair Open Innovation“ ist jedenfalls darauf zu achten, dass der Interaktionsprozess wertschätzend gestaltet wird. Die Incentivierung bei Open Innovation kann sehr vielfältig sein und viele Teilnehmer:innen sind intrinsisch motiviert. Als Kunde z.B. näher an eine Marke heranzurücken oder gar zum Fan zu werden, kann sehr sinnstiftend sein.
In welchem Unternehmen würdest du beim Berufseinstieg gerne gearbeitet haben? Meistens kennt man nur den Ersten in einer Branche und orientiert sich danach beim Kaufverhalten oder auch bei einer Jobentscheidung. Open Innovation kann helfen, die eigene Marke mit Innovation aufzuladen und damit Anziehungskraft zu generieren. Als Mitarbeiter:in ist es ein gutes Gefühl, bei einem Unternehmen zu sein, das in der Lage ist, die Zukunft aktiv zu gestalten.
Nachfolgend möchte ich anhand einiger Beispiele aufzeigen, was Unternehmen bereits mit Open Innovation erreicht haben:
pewag ist weltweit führend im Bereich Ketten und steht für höchste Qualität, Langlebigkeit und Zuverlässigkeit selbst unter extremen Bedingungen. 2021 sind über eine Innovationsplattform viele kreative Ideen zum Thema Fahrradsicherheit aus der Anwender:innensicht entstanden. Ziel war es auf die Kernkompetenz der pewag group ein neues Geschäftsfeld aufzubauen. Mit dem Fahrradschloss „Serea Locks“ tritt pewag in die Fahrradbranche ein.
Die Österreichische Post AG lebt Nachhaltigkeit. Um auch die Bevölkerung in dieses Vorhaben miteinzubinden, wurde mittels der Open Innovation Plattform „Greenideas“ eine Ideeninitiative für nachhaltige Mehrwegverpackungen ins Leben gerufen. In kürzester Zeit konnte eine Community aufgebaut werden, um an Lösungen zu arbeiten. Die daraus entstandenen Post Loop-Verpackungen sind seit 2023 auf dem österreichischen Markt eingeführt – weniger als ein Jahr nach dem Start der OI-Initiative.
Mit der Innovationsaufgabe „Technologie sucht Anwendung“ sind bei Fraunhofer im Sinne der Forschungsverwertung schon dutzende Open Innovation Kampagnen durchgeführt worden. Die aktuelle SAFE Leuchtturm-Challenge für das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung zeigt das große Potenzial der kreativen Fraunhofer-Crowd: Unter dem Motto „Let’s innovate together – Gemeinsam entwickeln wir Strategien, um mehr Menschen fundiert über Umweltchemikalien zu informieren.“ wird aktuell ein wichtiges Thema bei der Bevölkerung adressiert. Bis jetzt sind bereits 64 Ideen eingetroffen.
Fazit: Innovation ist ein wirksamer Schlüssel, um aus einer Wirtschaftskrise herauszukommen, da sie sowohl kurzfristige als auch langfristige Lösungen generieren kann. Open Innovation ermöglicht es schnell neue Chancen zu erkennen und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
Statt alle Innovationsaktivitäten intern zu finanzieren können Unternehmen (vor allem KMU) die Entwicklungskosten auch mit Partnern teilen. Der Fokus auf Kooperationen kann Ressourcen sparen und der Zugang zu Kundenwissen die Risiken von Fehlinvestitionen verringern.
Open Innovation bringt Unternehmen Flexibilität, Dynamik und Zugang zu einer breiten Wissensbasis, was insbesondere in einer schnelllebigen und technologisch getriebenen Welt entscheidend ist. Durch die gezielte Förderung von Innovationsprojekten können Unternehmen und ganze Volkswirtschaften gestärkt aus einer Krise hervorgehen.
Welche Erfahrungen hast du mit Open Innovation?
Wo könntest du das Open Innovation Format einsetzen?
Ich freue mich auf Feedback und wünsche einen erholsamen Sonntag!
Reinhard Willfort, Innovationsdoktor, www.willfort.at
Let’s innovate together!
Gerne stehe ich für die weitere Unterstützung bei Innovationsprojekten als Innovationdoc, Sparringpartner und Mitdenker zu Verfügung.
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