7. Innovation braucht eine digitale Basis

Veröffentlichung: Oktober 29, 2023
Autor: Reinhard Willfort
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In 10 Schritten zum erfolgreichen Unternehmen

Die Pandemie hat die Unterstützung von Unternehmensprozessen mit digitalen Tools enorm beschleunigt. Im Innovationsmanagement hat die Digitalisierung längst Einzug gehalten, meist in Form einer unternehmensweiten Innovationsplattform. Eine moderne digitale Innovations- und Vernetzungsplattform ermöglicht eine große Reichweite und hohe Beteiligungsquoten. Durch diese Digitalisierung können ALLE Mitglieder einer Organisation und sogar externe Impulsgeber bei Zukunftsprojekten sehr einfach mitmachen. Ein modernes Innovationsmanagement baut dazu auf folgende drei Säulen:

  1. Effizienzsteigerung: Durch kontinuierliche Verbesserung (KVP) wird der aktuelle Status lfd. verbessert und effizienter gemacht
  2. Business Development: Über Ideeninitiativen werden die zukünftigen Leistungen des Unternehmens gemeinsam kreiert und umgesetzt
  3. Open Innovation: Crowdsourcing von Ideen mit Kunden oder Feedback auf neue Lösungen von Anwendern senken das Innovationsrisiko
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Die drei Säulen des Ideen- und Innovationsmanagements

Wenn schon in einem frühen Stadium von Zukunftsprojekten alle Mitdenkerinnen einbezogen werden, steigern sie nicht nur die Qualität der eingebrachten Ideen. Mitarbeiter sind auch offener, neue Vorhaben mitzutragen und umzusetzen, wenn sie von Anfang an mit dabei sind und Ideen einbringen, kommentieren und bewerten können. Nachdem viele Menschen privat bereits auf digitalen sozialen Plattformen aktiv sind, ist die Schwelle zum Mitmachen sehr gering.

Eine digitale Innovationsbasis sollte daher folgende Funktionen und Anforderungen abdecken:

Für das Innovationsmanagement ergibt sich durch die netzwerkbasierte Interaktion eine große Entlastung: Feedback auf Ideen kommt rasch von Kolleginnen und Kollegen. Zentrales Feedback von einem „Gatekeeper“ ist nicht mehr alleinig ausschlaggebend für das Funktionieren des Prozesses. Durch die Komplexität von Lösungen ist das auch gar nicht mehr möglich, es braucht die Intelligenz des Netzwerks. Das fehlende Feedback war bisher eines der größten Probleme im Innovationsmanagement. Ideen die wichtig für das Unternehmen gewesen wären, sind mangels Ressourcen in einer Box liegen geblieben. Das liefert Frustration und verschwendet Ressourcen.

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Vom Gatekeeper zur transparenten Innovations- und Kommunikationsdrehscheibe

Die drei Schwerpunkte des Innovationsmanagements haben meist eine Historie im Unternehmen. In vielen Unternehmen gibt es bereits ein „Betriebliches Vorschlagswesen“. Die Digitalisierung dieses Prozesses kann die Beteiligung deutlich erhöhen und mehr Output liefern. Kontinuierliche Verbesserung hat aber Grenzen daher ist es wichtig auch Zukunftsinitiativen für Neues parallel voranzutreiben. Open Innovation als dritte Säule sollte erst in Angriff genommen werden, wenn der interne Innovationsmotor läuft, damit der externe Input auch anschlussfähig ist.

Durch eine digitale Innovationsplattforme werden auch mehr Ressourcen für Innovation mobilisiert. Alle Mitglieder einer Organisation können mit kleinen Zeitanteilen an Zukunftsideen mitarbeiten und damit das Innovationsmanagement unterstützen. Selbst wenn es nur 15 Minuten pro Woche und Mitarbeiterin wäre, summiert sich das bei größeren Unternehmen schnell zu einem Vollzeitäquivalent (eine ganze Personalstelle) oder sogar mehreren. Diese Mitwirkung mit kleinen Zeitanteilen fördert auch die Innovationskultur. Über digitale Verbindungen entsteht ein dynamische Innovation-Community. Der interne Wissensaustausch wird dadurch gefördert und Köpfe zu standortübergreifenden Innovationsteams verbunden.

Open Innovation öffnet den Innovationsprozess für Stakeholder eines Unternehmens oder Fans einer Marke. Im Sinne der Risikosenkung geht es vor allem darum die Impulse und das Feedback einer eigenen Innovation-Community zu nutzen. Das Wissen der Masse liefert frühzeitig Erkenntnisse zur Resonanzfähigkeit von Ideen und damit auch zur Marktentwicklung.

Welche Anwendungsfälle gibt es für den Einsatz einer Innovationsplattform als digitales Tool im Innovationsmanagement?

  • Inputs für die Strategieentwicklung: Die Frage wohin sich das Unternehmen in den nächsten drei Jahren entwickeln soll, kann durch Inputs aller Unternehmensbereichen optimal vorbereitet werden. Eine erste Vorbewertung der Ideen zeigt die aktuellen Prioritäten und durch das Einbeziehen aller MA werden strategische Themen auch breit kommuniziert. Jeder weiß am Ende, wo es hingehen wird, und ist mit am Weg.
  • Business Development oder New Product Development: Aus der Strategie leiten sich neue Handlungsfelder ab, die mit den Ideen der Mitarbeiter gefüllt und in Form von neuen Lösungen und Werten sichtbar werden. Viele Unternehmen sind gefordert die eigene Wertschöpfungstiefe durch eigene Lösungen auszubauen.
  • Forschungs- und Technologieverwertung: „Technologie sucht Anwendung“ ist eine klassische Problemstellung von Forschungsinstituten. Vorreiter in diesem Anwendungssegment ist Fraunhofer IMW mit der Crowdinnovationplattform. Die Feedback-Schleife mit Anwender aber auch mit potenziellen Investoren, die an der Kommerzialisierung interessiert liefert wertvolle Impulse für die Forschungsverwertung. Daraus ergeben sich vielfältige marktnahe Anwendungen für neue Technologien.
  • Ideensammlung für die Spin-off Entwicklung: In vielen Unternehmen gibt es inzw. Accelerator Programme, wo wenige Köpfe händeringend nach Ideen im Unternehmen suchen, die diese Form der Innovation nützen könnten. Durch die digitale Vernetzung können Ideen schneller entwickelt werden und sich Menschen in Form eines Gründerteams treffen. Das Projektscouting im European Digital Innovation Hub nützt auch diesen Prozess und belohnt die Siegerprojekte mit Umsetzungsressourcen.
  • Digitalisierung von Services: Eine Innovation-Challenge im Rahmen der Digitalisierung von Unternehmen ist es, neue Lösungen und digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln. Meist liegen die Ideen dazu schon in den Schubladen der Mitarbeiter. Nun ist es an der Zeit diese auf den Tisch bzw. in die Innovationsplattform zur Bearbeitung einzubringen.
  • Feedback auf neue Lösungen: Eine erste Kleinserie von Produkten wird an Lead-User zum Testen verteilt. Das Feedback daraus landet auf der digitalen Innovationsplattform und wird wechselseitig im Netzwerk der User kommentiert. Dieses Wissen liefert die Basis für Produktoptimierungen und kundenorientierte Lösungen.
  • Requirements Engineering – neue Produktfunktionen: Anforderungen an neue Lösungen können digital beim Kunden abgeholt werden. Ein transparenter und fairer Auswahlprozess durch Kunden fördert die wichtigsten Features und Funktionen zu Tage. Damit können Entwicklungsziele priorisiert werden.
  • Onboarding neuer Mitarbeiter: Junge Mitarbeiter vermissen oft das digitale soziale Netzwerk im Unternehmen. Wer weiß was und wen kann ich fragen? Nachdem digitale Plattformen auch Persönlichkeiten sichtbar machen, kann hier gezielt Wissen für Lernprozesse abgerufen und Netzwerke aufgebaut werden. Mitarbeiter sind damit schneller im Arbeitsprozess wirksam.
  • Interne Anwender- und Expertengruppen: „Communities of practice“ ist ein Format im Wissensmanagement, wodurch Wissen schneller und effizienter aufgebaut und vernetzt wird. Dadurch können Köpfe aus unterschiedlichen Standorten, die sich im Arbeitsprozess gar nie sehen würden, miteinander Wissen austauschen.
  • Lead User Community: Jedes Unternehmen hat herausfordernde Kunden. Die Summe an Einzelimpulsen und Wünschen liefert noch keinen Trend aber in der Vernetzung und Interaktion entstehen neue Lösungsmuster, die man in die Entwicklung integrieren kann. Die Community-Bewertung von Ideen liefert eine Reihung für die Prioritätensetzung.
  • Fan-Community für Brand Awareness: Viele Unternehmen sind als Marke in den gängigen sozialen Medien vertreten. Dort fällt es schwer die Aufmerksamkeit zu halten und nicht in der Informationsflut unterzugehen. Warum nicht eine eigene Fan-Community mit eigener Datenhoheit rund um seine Marke aufbauen?
  • Employer-Branding und Recruiting: Viele Unternehmen suchen schlaue Köpfe als Mitarbeiterinnen für das eigene Unternehmen. Auf einer digitalen Innovationsplattform entdecken wir bei jeder Ideeninitiative besondere Menschen mit herausragenden Persönlichkeitsprofilen, sogar intern im Unternehmen. Eine Open Innovation Plattform könnte für das Recruiting neuer Mitarbeiter genutzt werden und gleichzeitig das Mindset junger Generationen in Form von Ideen und Kommentaren sichtbar machen.
  • Standortentwicklung – neue Marktplätze: „Digitale Zwillinge“ sind im Trend, um Simulationen zu machen. Aber bereits vor der Entwicklung z.B. eines Einkaufszentrums könnte man mit den zukünftigen Kunden die Anforderungen an Services und das Produktportfolio abstimmen. Damit können Standortentscheidungen besser abgesichert werden. Kunden werden bereits frühzeitig eingebunden und für den Standort sensibilisiert.
  • Kombination von künstlicher mit menschlicher Intelligenz: Crowdsourcing von Ideen liefert spannenden Content, der von einer KI sehr gut für Trendforschung und Mustererkennung interpretiert werden kann. Was könnte man eine Innovationsplattform fragen, was man am ersten Blick als User nicht erkennt?
  • Effizienzsteigerung und Prozessoptimierung: Es macht keinen Sinn ineffiziente Prozesse zu digitalisieren. Daher könnte es von Vorteil sein alle Prozess-Owner und -Nutzer frühzeitig zu befragen, was man vor der Digitalisierung von Prozessen besser machen könnte. Damit wird auch eine erste Awareness für die nachfolgende Veränderung geschaffen.
  • Bürgerbeteiligung in Kommunen: Die Gestaltung von Lebensräumen oder Kommunen gemeinsam mit den Bürgern schafft einen Ideenpool, der sich an realen Bedürfnissen orientiert. Im Rahmen der Community-Bewertung von Ideen kann man schnell die wichtigsten Vorschläge an die Oberfläche bringen. Diese umzusetzen, liefert für viele Menschen einen Mehrwert und mehr Lebensqualität. Die IÖB Innovationsplattform verbindet darüber hinaus Unternehmen als Umsetzungspartner mit der öffentlichen Beschaffung.
  • Regionalentwicklung mit der Bevölkerung: Die regionale Entwicklung sollte auf die Stärken einer Region aufbauen und Netzwerke ausbilden. Die Nachbarschaftshilfe zu digitalisieren schafft neue Möglichkeiten im ländlichen Bereich und mobilisiert Ressourcen für ein wertschätzendes Zusammenleben. Besonders aktiv ist hier die Stadt Linz mit dem digitalen Innovationshauptplatz.

Die Liste ist bereits lang aber sicher nicht vollständig. Ich lade dich herzlich ein über neue Anwendungsfälle nachzudenken und sie in die Diskussion einzubringen!

Der Einsatz digitaler Innovation-Tools und der Aufbau einer eigenen Innovation-Community hat viele Vorteile. Zusammenfassend können 3 Effekte bei allen Initiativen beobachtet werden:

  1. Es kommen neue Ideen und Feedback auf breiter Basis zustande
  2. Man entdeckt Wissen, das bisher nicht sichtbar und damit nicht nutzbar war
  3. Durch die Vernetzung entsteht ein „dynamisches Gehirn“ des Unternehmens

Da die Kommunikation auf Innovationsplattformen eine wichtige Basis für den Output ist, können dadurch Innovationsinitiativen auf breiter Basis kommuniziert werden. Damit werden wichtige Impulse für eine gelebte Innovationskultur geschaffen.

Welche Innovationchallenges stehen bei dir in nächster Zeit an? Könnte eine digitale Innovationsplattform die Beteiligung an deinen Zukunftsprojekten erhöhen? Welche digitalen Tools setzt du im Innovationsmanagement ein?

Ich freue mich wie immer auf Feedback und wünsche noch einen erholsam-kreativen Sonntag!

Reinhard Willfort, Innovationsdoktor, www.willfort.at

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